Die Jahre 1919 -1924
Als nach dem Krieg im Gebiet um Braunschweig weitreichende Industrialisierungspläne verwirklicht werden sollten, Industriewirtschaft aber ohne ein dichtes Verkehrsnetz nicht denkbar war, erinnerte man sich schnell an die Büssing-Kraftwagen-Betriebsgesellschaft mbH. Die Gesellschaft hatte mit dem Verkehrsmittel Kraftwagen den Fremdenverkehr im Harz erschlossen. Nun wurden größere Aufgaben an das Unternehmen gestellt: Die Verkehrsentwicklung im aufstrebendem Braunschweiger Wirtschaftsgebiet.
Auf Landes- und Kreisebene war man sich immer mehr der Bedeutung gut ausgebauter Verkehrsverbindungen bewusst geworden. Daran waren vor allem die verkehrsmäßig bisher benachteiligten Gemeinden und Kreise interessiert. Sie erhofften sich von einer Besserung ihrer Verkehrslage wirtschaftlichen Aufschwung: Wachsende Bevölkerungszahlen, Anreiz für Handel und Gewerbe. Auch die Landesbehörden erkannten die Forderung der Zeit.
Man machte Pläne, setze sich zusammen, einigte sich und beschloss ein modernes Verkehrsunternehmen zu gründen. Am 22. November 1919 wurde ein staatlich kommunales Unternehmen gegründet, das den Namen:
"Kraftverkehrsgesellschaft mbH Braunschweig" (KVG)
erhielt. Die damaligen Vertragsschließenden waren das Land Braunschweig vertreten durch das Staatsministerium, die Kreisverbände: Riddagshausen/Vechelde, Helmstedt, Blankenburg, Gandersheim, Holzminden und die Städte: Braunschweig und Holzminden.
In der Gesellschaft wurde der gesamte Betrieb der Büssing-Kraftwagen-Betriebsgesellschaft mit dem vorhandenen Wagenpark, den Linien und den Grundstücken übernommen. Hinzu kam der Heimatkraftwagenpark Braunschweig des Heeres.
Die KVG betrieb zu der Zeit sowohl Omnibus- als auch Lastkraftwagenverkehre.
Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg brachte der neuen Gesellschaft durch den Niedergang der Wirtschaft große Schwierigkeiten.
Aufgrund des Rückgangs der Fahrgastzahlen kam es zu Linien-Stilllegungen. Die Fahrpreise konnten über eine längere Zeit nicht festgelegt werden. Im Kursbuch hieß es:
1921: "Bei der Herausgabe dieses Kursbuches beträgt der Fahrpreis für den Kilometer etwa 65 Pfennig."
KVG Notgeldschein 25 Pfennig (1921)
KVG Notgeldschein 75 Pfennig (1921)
1922: "Bei Herausgabe dieses Kursbuches beträgt der Fahrpreis für den Kilometer etwa 2 Mark. Anhand der bei den einzelnen Fahrplänen angegebenen KM-Zahlen ist der Fahrpreis nicht ohne weiteres festzustellen."
1923: "In den Omnibussen ist der jeweils gültige Kilometerpreis zum Aushang gebracht."
Als die Mark schließlich die Milliarden-Grenze erreichte, musste die KVG eigenes Notgeld herausgeben.
Das Jahr 1924 brachte endlich das Ende der Inflation, und in den allgemeinen Beförderungsbedingungen stand der Vermerk:
"Die Fahrpreise betragen zur Zeit etwa 15 bis 20 Goldpfennige für den Kilometer. Auf jedem Fahrschein ist der Fahrpreis vermerkt."
Im Jahre 1924 waren 16 Lastkraftwagen und 11 Anhänger im Betrieb, darunter ein moderner Möbeltransportzug und mehrere Fernlastzüge.
Kaum hatte die KVG die durch die Inflationszeit aufgetretenen Schwierigkeiten überwunden, drohte der Gesellschaft eine neue Gefahr. Die Reichspost trat im Omnibuslinien-Verkehrsgebiet Harz als Konkurrent auf. Im Jahre 1924 entwickelte sich ein "heiteres" Zwischenspiel im Harz. Die im Volksmund als "Postkrieg" bezeichnete Auseinandersetzung zwischen der KVG und der Reichspost erreichte ihren Höhepunkt.....